Stolpersteine

Was sind Stolpersteine?

Stolpersteine sind kleine, quadratische Gedenktafeln aus Messing. Seit 1992 werden sie vom Künstler Gun-ter Demnig in den Boden verlegt und sollen an das Schicksal der Menschen erinnern, die durch das NS-Regime verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine werden vor dem letzten selbstgewählten Wohnort der Opfer verlegt und sollen die Opfer dort lebendig halten, wo sie einst wohnten.

Passant*innen stolpern so beim Vorbeigehen über die Namen und Schicksale von Opfern des Nationalsozialismus, die in den Kiezen und Nachbarschaften wohnten. Bis Ende 2018 wurden in 24 europäischen Ländern etwa 70.000 Stolpersteine verlegt. Auch in Duisburg finden sich zahlreiche dieser Gedenksteine, deren Verlegung vom Jugendring koordiniert wird. Auch Homosexuelle wurden im Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. Grundlage war hierfür oft die verschärfte Form des § 175 StGB, der von der BRD zunächst übernommen, 1969 abgemildert und erst 1994 aufgehoben wurde. 2017 beschloss der Deutsche Bundestag die Aufhebung sämtlicher dieser Urteile und erklärte sie für Recht. Homosexuelle Opfer wurde nicht nur totgeschlagen, sondern auch noch bis weit nach dem Krieg totgeschwiegen. Auch an ihre Schicksale erinnern Stolpersteine. In Duisburg sind derzeit fünf Steine für die Opfer des NS-Terrors verlegt worden.

Der Rosa Winkel diente während der Zeit des Nationalsozialismus zur Kennzeichnung von Häftlingen in den Konzentrationslagern, sofern sie aufgrund ihrer Homosexualität dorthin verschleppt worden waren. Die Stoffaufnäher mussten an der KZ-Häftlingskleidung deutlich sichtbar auf der linken Brust getragen werden.
  • Werner Bangert

    geboren am 12. Februar 1917 in Duisburg;
    gestorben am 17. Juli 1942 im KZ Sachsenhausen

    Werner Bangert, geboren am 12. Februar 1917 und wohnhaft in Duisburg bei den Eltern im Pulverweg 52, Elektriker von Beruf. Zweimal Gefängnishaft wg. Verurteilung nach §175.

    Deportation in das KZ Sachsenhausen bei Berlin, dort Opfer einer gezielten Mordaktion gegen Homosexuelle im Sommer 1942, bei der allein im Juli und August mindestens 95 namentlich bekannte Männer umgebracht wurden. Angebliche Todesursache „Lungenentzündung“, Tod am 17. Juli 1942.

    Der Stolperstein für Werner Bangert liegt seit 8. Oktober 2012 vor dem Wohnhaus im Pulverweg 52 in Duisburg. Er war in Duisburg der erste Stolperstein zur Erinnerung an einen in der NS-Zeit verfolgten, homosexuellen Mann. Der Verein Rosa Strippe e.V. hat die Patenschaft für den Stolperstein übernommen.


    Initiative zu diesem Stolperstein zur Würdigung von Werner Bangert sowie Forschung zum Lebens- und Verfolgungsweg haben wir Jürgen Wenke, Dipl.-Psych., Bochum, zu verdanken. Einen ausführlichen Bericht finden Sie auf www.stolpersteine-homosexuelle.de.

  • Walter Braumann

    geboren am 18. Januarr 1897 in Duisburg,
    gestorben am 24. Okt. 1973 in Büttgen

    Walter Braumann, Kaufmann und Buchhalter, nicht vorbestraft, erstmals von der Gestapo festgenommen am 24. Sept. 1936 wegen homosexueller Kontakte. Zu diesem Zeitpunkt wohnte der ledige Mann im Haus seiner Mutter in Duisburg, Düsseldorfer Str. 95. Im Verhör 1936 räumte er eine „beischlafähnliche“ Handlung mit Paul Friederich (im Jahr 1932 !) aus Duisburg ein, ebenso gestand er homosexuelle Kontakte zwischen 1930 und 1936 zu weiteren Männern, die er anhand von Gestapo-Fotos identifizierte und gegen die z.T. bereits eigenständige Ermittlungsverfahren durch die Gestapo betrieben wurden.

    Bereits am 19. Okt. 1936 Verurteilung durch die 3. Kammer des Landgerichtes Duisburg zu 1 Jahr und 3 Monaten Gefängnis unter Anrechnung der U-Haft, weil er ein umfassendes „Geständnis“ abgelegt hatte. Braumann überlebte die NS-Zeit, wurde ab 1947 einem „Entnazifizierungsverfahren“ unterzogen und 1948 als „politisch unbelastet“ beurteilt. Braumann starb am 24. Okt. 1973 in Büttgen.

    Der Stolperstein für Walter Braumann liegt am ehemaligen Wohnort in der Düsseldorfer Str. 95, das Wohnhaus wurde in der Nachkriegszeit abgerissen. Dort befindet sich heute die Einmündung zum Fußweg in die Grünanlage gegenüber der Hausnummer 88. Die Patenschaft für den Stolperstein für Walter Braumann hat der gemeinnützige Verein DUGay e.V. übernommen.


    Initiative zu diesem Stolperstein zur Würdigung von Walter Braumann sowie Forschung zum Lebens- und Verfolgungsweg haben wir Jürgen Wenke, Dipl.-Psych., Bochum, zu verdanken. Einen ausführlichen Bericht finden Sie auf www.stolpersteine-homosexuelle.de.

  • Paul Friederich

    geboren am 21. November 1909 in Duisburg,
    gestorben am 20. März 1945 KZ Mauthausen in Österreich

    Paul Hugo Friederich, selbständiger Hausierer, später im Lebensmittelvertrieb angestellt, erstmals verhaftet 1936 durch Gestapo Duisburg wegen Vorwurfs homosexueller Kontakte. Verfahren eingestellt wegen § 51 StGB (Schuldunfähigkeit), aus der Haft entlassen als nicht vorbestraft. Zweite Festnahme am 6. Juli 1943 und erneuter Vorwurf homosexueller Kontakte. Das Duisburger Gerichtsverfahren wurde durchgeführt und endete am 21. Dezember 1943 aufgrund erneuten Verstoßes gegen §175 mit einer Verurteilung: Einweisung in eine Heil- und Pflegeanstalt. Zunächst weiter im Gerichtsgefängnis Duisburg, danach am 4. März 1944 in die Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Düren gebracht, von dort am 18. Sept. 1944 in die berüchtigte Arbeitsanstalt Brauweiler bei Köln. Bereits am 21. Sept. 1944 als sog. Sicherungsverwahrter in das KZ Mauthausen in Österreich deportiert. Tod dort am 20. März 1945, angebliche Todesursache: Kreislaufschwäche und Rippenfellentzündung.

    Der Stolperstein für Paul Friederich liegt vor dem Haus Rahmer Str. 22 in Duisburg. Für den Stolperstein zur Erinnerung an Paul Friederich hat die Duisburger Bundestagsabgeordnete Bärbel Bas die Patenschaft übernommen.


    Initiative zu diesem Stolperstein zur Würdigung von Paul Friederich sowie Forschung zum Lebens- und Verfolgungsweg haben wir Jürgen Wenke, Dipl.-Psych., Bochum, zu verdanken. Einen ausführlichen Bericht finden Sie auf www.stolpersteine-homosexuelle.de.


  • August Zgorzelski

    geboren am 31. Mai 1904 in Duisburg,
    gestorben 8. Januar 1944 im KZ Buchenwald

    August Albert Zgorzelski, Arbeiter, Schmelzer bei Krupp in Rheinhausen, erste Verurteilung in Duisburg (23.5.1938) wg. eines homosexuellen Kontaktes zu einem Jahr und 3 Monaten Gefängnis; außerdem während der Haftzeit Verurteilung (12.5.1939) durch das sog. „Erbgesundheitsgericht Bochum“ zur Unfruchtbarmachung wegen „angeborenen Schwachsinns“. Erneute Verurteilung vom Landgericht Duisburg am 15.8.1941 wegen mehrerer homosexueller Kontakte zu 2 Jahren und 6 Monaten Gefängnishaft unter Anrechnung der Untersuchungshaft. Im selben Verfahren Verurteilung des Heinrich Kamps.

    Haftverbüßung von Zgorzelski im Gefängnis Anrath. Nach voller Verbüßung der Haft nahm die Duisburger Polizei ihn am 18.8.1943 in „Vorbeugehaft“ und deportierte ihn am 7.10.1943 in das KZ Buchenwald. Dort als Rosa-Winkel Häftling (Nr. 13204) ermordet am 8. Januar 1944, angebliche Todesursache: Magen- und Darmkatarrh.

    Am letzten Wohnort in Duisburg, Obermauerstr. 81 wurde am 12. Sept. 2018 der Stolperstein zur Erinnerung an August Zgrozelski verlegt. Das Wohnhaus wurde im Krieg zerstört. Die jetzige Lage des Steines ist auf dem Fußweg „Rabbiner-Neumark-Weg“ in Höhe der Stadtmauerreste an der Junkernstraße. Die Patenschaft für den Stolperstein hat die Duisburger Bundstagsabgeordnete, Frau Bärbel Bas, übernommen.


    Initiative zu diesem Stolperstein zur Würdigung von August Zgorzelski sowie Forschung zum Lebens- und Verfolgungsweg haben wir Jürgen Wenke, Dipl.-Psych., Bochum, zu verdanken. Einen ausführlichen Bericht finden Sie auf www.stolpersteine-homosexuelle.de.

  • Alfred Ledermann

    geboren am 26. August 1921 in Langenberg/Rheinland,
    gestorben am 12. Juli 1942 im Konzentrationslager Sachsenhausen

    Alfred Ledermann, erste Verurteilung in Essen (1939) wg. homosexueller Kontakte im Alter von 18 Jahren zu 5 Monaten Gefängnis; wg. Verstoßes gegen „Arbeitspflicht“ (Verweigerung der zwangsweisen Arbeit am Westwall und Flucht aus dem dortigen Arbeitslager) Verurteilung in Trier (1940) zu 3 Monaten Gefängnis; erneute Haft wegen sexueller Kontakte, gemeinsam mit Wilhelm Zitschka verurteilt vom Landgericht Düsseldorf im April 1941 zu 1 Jahr Gefängnis (Ledermann) bzw. 2 Jahren Gefängnis (Zitschka).

    Nach Verbüßung der Haft am 9. Februar 1942 von der Polizei in Vorbeugehaft genommen als „Asozialer und Homosexueller“. Deportation in das Konzentrationslager Sachsenhausen (14. März 1942), ermordet im Klinkerwerk (gefürchtete Strafkompanie) bei einer gezielten Mordaktion gegen Homosexuelle am 12. Juli 1942.

    Am letzten Wohnort von Alfred Ledermann in Duisburg-Bissingheim, Kurt-Heintze-Straße 11, wurde am 12. Sept. 2018 ein Stolperstein zur Würdigung und Erinnerung an Alfred Ledermann verlegt. Das dortige Wohnhaus stammt aus der damaligen Zeit und hat den zweiten Weltkrieg überstanden. Die Patenschaft für den Stolperstein zur Erinnerung an Alfred Ledermann hat Herr Michael Kleine-Möllhoff, Mitglied der Bezirksvertretung Duisburg-Süd, übernommen.


    Initiative zu diesem Stolperstein zur Würdigung von Alfred Ledermann sowie Forschung zum Lebens- und Verfolgungsweg haben wir Jürgen Wenke, Dipl.-Psych., Bochum, zu verdanken. Einen ausführlichen Bericht finden Sie auf www.stolpersteine-homosexuelle.de.

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